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Blickpunkt 16:


Botnanger Sattel/ Feuerbachtal


Botnang
Geologisch umfasst das vom Nesenbach und seinen Zuflüssen ausgeräumte Becken der Stuttgarter Innenstadt mit seinen Randhöhen die ganze Schichtenfolge des Keupers vom Gipskeuper bis zum Rhätsandstein und darüber im Süden noch die Liasschichten der Filderplatte. Die Randhöhen erheben sich oft mit einer Hangneigung von 5 bis 10 grad um 100 m bis 240 m über den Beckenboden.

 

Bei der Fahrt vom Stuttgarter Westkessel in den benachbarten Stadtteil Botnang muss eine dieser Randhöhen überquert werden, welche die Innenstadt von der parallel verlaufenden Talweitung des Feuerbaches trennt. Es handelt sich um einen als schmaler Rücken in SW-NE-Richtung verlaufenden Ausläufer des Glemswaldes. Dieser Höhenzug beginnt im SW mit dem Birkenkopf (511 üb. NN) und endet in der Cannstatter Heide nahe beim Neckar.

Der Botnanger Sattel (386 m) ist eine der beiden Passagen des städtischen Verkehrs. Die andere, der Pragsattel (305 m), wird später mit Punkt 19 passiert. Der Botnanger Sattel wurde durch rückschreitende Erosion des Feuerbaches von NW und des Vogelsangbaches (Stadtteil Stuttgart-West) von SE her eingetieft (HAMM, 1969). Die genannten Bachtäler stellen in stadtklimatischer Hinsicht wichtige lokale Frischluftschneisen für die Stadtteile Feuerbach bzw. Stgt.-West dar. Als Lücke im Halbkreis der Randhöhen, die den "Westkessel" nach Westen zu abschirmen, fördert der Botnanger Sattel die Belüftung dieses stadtklimatisch benachteiligten Stadtteils (u.a. auch wegen vergleichsweise geringer Grünausstattung). Dies betrifft sowohl den Eingriff westlicher Winde als auch die Möglichkeit des Kaltluftüberlaufs aus dem Feuerbacher Tal in windschwachen Strahlungsnächten. Innerhalb des Stadtteils Stgt.-West verläuft somit im Zuge von Bebelstraße/ Schlossstraße eine innerstädtische Ventilationsachse. Bei städtebaulichen Planungen, aber auch im Zusammenhang mit der Anpflanzung großkroniger Straßenbäume wird von den Stuttgarter Stadtklimatologen bei derartigen Standortsituationen äußerste Zurückhaltung empfohlen (Beschränkung der Gebäudehöhe, keine Einengung des Straßenraumes, Bevorzugung zierlicher Baumarten).


Grafik: Oberflächentemperatur durch das Feuerbacher Tal
Nach Passieren des Botnanger Sattels sieht man auf der linken Seite die "Gallenklinge", ein Frischlufteinzugsgebiet des Feuerbacher Tales. Dieses ist das schönste Stuttgarter Wiesental, dessen naturnahe Erhaltung bzw. Wiederherstellung ein wichtiges stadtklimatisches und landschaftspflegerisches Anliegen ist. Beispiele dafür, daß diese Zielsetzung mit anderen Belangen konkurriert, bietet die Betrachtung der Sportanlagen rechts an der Beethovenstraße sowie der Wohnhochhäuser von "Laihle" und "Spittalwald". Die Beteiligung der Stadtklimatologen bei der städtebaulichen Planung hat immerhin dazu geführt, daß die Talachse von baulichen Eingriffen freigehalten wurde. Dies betrifft auch die ehemals geplante Anlage eines mehrere Meter hohen Regenrückhalte- Dammes in der Talaue des Feuerbaches. Die Abbildung vermittelt einen Eindruck von dem starken thermischen Kontrast, der sich in dem Wiesental des Feuerbachs gegenüber seiner bewaldeten Umgebung ausbildet. Dies erklärt die Neigung des Tales zur Ausbildung bodennaher Kaltluftstagnation.


 
 

© Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abt. Stadtklimatologie