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3. Die regionale Klima- und Luftsituation
Angaben zur Schadstoffausbreitung


Außer von den Windverhältnissen wird die Ausbreitung von Luftverunreinigungen durch die vertikale Temperaturschichtung bzw. durch den Turbulenzzustand der Atmosphäre beeinflusst. Für die Zwecke der sog. Ausbreitungsrechnung (rechnerische Immissionsprognose) fasst man die maßgebenden Parameter zu "Ausbreitungsklassen" (Diffusionsklassen) in Abhängigkeit von Windrichtung und Windgeschwindigkeit zusammen.

In den Tabellen 3.7 und 3.8 wird eine entsprechende Zusammenstellung aus Daten des Deutschen Wetterdienstes für Stuttgart-Flughafen wiedergegeben.

 Wind-
 richtung
Ausbreitungsklassen
I II III1 III2 IV V
 350 - 010 0,7 1,4 1,6 1,3 0,6 0,4
 020 - 040 0,7 1,2 1,6 1,1 0,8 0,5
 050 - 070 0,7 1,1 1,5 1,2 1,0 0,6
 080 - 100 0,7 1,2 1,2 1,3 1,1 0,6
 110 - 130 0,2 0,5 0,3 0,4 0,4 0,2
 140 - 160 0,3 0,7 0,4 0,4 0,3 0,2
 170 - 190 0,7 1,3 1,5 0,8 0,3 0,1
 200 - 220 1,0 1,9 5,9 1,4 0,6 0,1
 230 - 250 1,8 2,9 8,9 2,1 0,5 0,2
 260 - 310 1,2 1,8 3,5 1,3 0,3 0,1
 290 - 310 1,0 1,4 2,2 1,1 0,3 0,1
 320 - 340 1,1 1,6 1,9 1,4 0,5 0,2

Tab. 3.7: Häufigkeitsverteilung von Ausbreitungsklassen nach Windrichtung in % (für Stuttgart-Echterdingen)

 Windgeschw.
 in m/s
Ausbreitungsklassen
I II III1 III2 IV V
 < 2 19,0 19,1 4,1 4,2 5,2 2,2
 2,1 - 5 - 3,8 16,5 9,2 2,3 1,4
 > 5 - - 10,4 0,9 0,2 0,0
 
 Summe
 
19,0
 
22,9
 
31,0
 
14,3
 
7,7
 
3,6

Tab. 3.8: Häufigkeitsverteilung von Ausbreitungsklassen nach Windgeschwindigkeit in % (für Stuttgart-Echterdingen)

Die Anwendung solcher Ausbreitungsstatistiken bedarf speziell bei Situationen in Tälern einer eingehenden Überprüfung der Windsituation und gegebenenfalls einer Modifizierung der Statistik.

Die tabellarische Übersicht demonstriert die große Häufigkeit der stabilen Ausbrei- tungsklassen I und II, welche den sehr schwachen Luftaustausch während der Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang repräsentieren. Diese Situationen mit schlechten Ausbreitungsbedingungen (Bodeninversionen) sind nahezu ebenso häufig wie der "Normalfall" neutraler Schichtung, vertreten durch die Ausbreitungsklassen III1 und III2. Die Fälle mit labiler Schichtung und entsprechend hohem Turbulenz- grad der Atmosphäre (Klassen IV und V) sind vergleichsweise selten (z.B. an war- men Sommernachmittagen mit Quellwolkenbildung).

Mit Ausnahme dieser labilen Klassen IV und V ist in unserer Klimaregion der Wind- richtungssektor 230 bis 250 Grad bei allen übrigen Ausbreitungsklassen am weitaus häufigsten vertreten. Somit ist die Hauptwindrichtung in sämtlichen lufthygienisch relevanten Ausbreitungsfällen dominierend. Mit dieser Aussage soll die Auffassung widerlegt werden, es seien ausschließlich Ostwinde für die (winterliche) Immis- sionsbelastung verantwortlich. Richtig dagegen ist, dass sich bei den in der Regel sehr kalten "Ostwetterlagen" die jährlichen Spitzenwerte der Immissionsbelastung einstellen, welche jedoch selten sind und an Häufigkeit von rund 98% aller Messwerte des Jahres übertroffen werden.


 
 

© Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abt. Stadtklimatologie