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1. Einleitung

Klima und Luft sind als wichtige Belange der räumlichen Planung im Rahmen der Abwägung fester Bestandteil der Bauleitplanung, von Umweltverträglichkeits- prüfungen und Standortuntersuchungen. Für eine sachgerechte Berücksichtigung dieser Belange - auch im Hinblick auf konkurrierende Planungsziele - fehlen i.d.R. jedoch flächenbezogene Informationen.

Veranlasst durch eine Initiative der Stadt Sindelfingen hat deshalb der Verwaltungs- rat des Nachbarschaftsverbandes Stuttgart im Jahr 1987 den Gedanken einer Klima- untersuchung für das Verbandsgebiet aufgegriffen und die Verbandsgeschäftsstelle beauftragt, die organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen hierfür zu prüfen.

Auf der Grundlage eines von der Abteilung Klimatologie des ehemaligen Chemischen Untersuchungsamtes der Stadt Stuttgart (nunmehr Abteilung Stadtklimatologie des Amts für Umweltschutz) ausgearbeiteten Konzeptes wurde mit Beschluss des Ver- waltungsrates des Nachbarschaftsverbandes Stuttgart vom 08.04.1987 der Durch- führung einer entsprechenden Klimauntersuchung im Grundsatz zugestimmt. Gleich- zeitig wurde der Auftrag zur Herstellung der im Konzept als erster Untersuchungs- schritt vorgesehenen Infrarot-Thermographie vergeben.

Die Firma EUROSENSE GmbH, Aachen, fertigte auf der Grundlage zweier Infrarot- Thermographie-Messflüge vom 18./19. August 1988 Thermalkartierungen des Untersuchungsgebietes an, wobei durch den Einsatz eines Digitalscanners im Messflugzeug und eine entsprechende digitalisierte Daten- bzw. Bildaufbereitung über die Darstellung von Oberflächentemperaturen hinausgehende Auswertungen ermöglicht wurden.

Mit Beschluss des Verwaltungsrates vom 23.09.1987 erhielt das Chemische Unter- suchungsamt der Stadt Stuttgart, Abt. Klimatologie (heute im Amt für Umweltschutz) den Auftrag zur fachlichen Bearbeitung der Klimauntersuchung. Gleichzeitig wurde beim Nachbarschaftsverband Stuttgart eine begleitende Projektgruppe "Klima" u. a. zur Abstimmung von Umfang, Form und Inhalt eines zu erstellenden Klimaatlasses eingerichtet.

Zweck der Untersuchung ist es, die für eine fehlerfreie Abwägung klimatischer und lufthygienischer Belange benötigten Grundlagenmaterialien zu erarbeiten und für die Planungen des Ver-bandes bzw. seiner Mitgliedsstädte und Gemeinden aufzube- reiten. Die Maßstäblichkeit der Unter-suchung ist dabei auf die Ebene der Flächen- nutzungsplanung abgestimmt, welche eine gemeinsame Aufgabe der im Nachbar- schaftsverband zusammengeschlossenen Gemeinden darstellt.

Auch entsprechen Fragestellungen der Flächennutzungsplanung, speziell die Frage der Zuordnung von bebauten und nicht bebauten Flächen, der Maßstabsgröße lokal- klimatischer Gegebenheiten und können in dieser Hinsicht auch eine Antwort finden. Daraus folgt jedoch, dass Kartierungen des örtlichen Klimas keine parzellenscharfen Aussagen zu entnehmen sind. Die kartierten Sachverhalte bedürfen schon im ein- zelnen Bebauungsplanverfahren, erst recht auf der Ebene des Einzelprojekts, einer ergänzenden Untersuchung, zumindest aber einer sachgerechten Interpretation.

Die Infrarot-Thermographie und damit die Betrachtung thermischer Zusammenhänge hat innerhalb dieser Klimauntersuchung berechtigterweise eine zentrale Funktion, denn das Untersuchungsgebiet ist bei ausgeprägtem Relief und erheblicher Aus- tauscharmut durch ein entsprechend häufiges Auftreten bodennaher Kaltluftflüsse gekennzeichnet. Doch dürfen sich die Überlegungen für eine klimagerechte Planung nicht allein auf den Gesichtspunkt bodennaher Kaltluft beschränken. Um zu einer Analyse planungsrelevanter Klimamerkmale zu gelangen, ist es deshalb erforderlich, weitere Parameter sowie die mittleren Verhältnisse eines repräsentativen Zeitraums zusammen mit der allgemeinen Klimastatistik zu berücksichtigen.

In diesem Zusammenhang wurden Untersuchungsaufträge an den Deutschen Wetterdienst vergeben, wobei sowohl das Zentralamt in Offenbach a.M. als auch das Wetteramt Stuttgart beteiligt waren. Im einzelnen hat der Deutsche Wetterdienst vom 1. Mai 1988 bis 30. April 1989 ein meteorologisches Bodenmessprogramm durchgeführt. Die an 12 stationär betriebenen Klimamessstationen gewonnenen Daten sind in Verbindung mit einem vom Deutschen Wetterdienst entwickelten Auswerteprogramm die Grundlage für eine Kartierung wichtiger klimatischer Para- meter. Dazu kamen die Berechnung eines kleinräumigen Kaltluftabflussmodells mit Darstellung lokalklimatisch bedeutsamer Flächen sowie die Durchführung zusätzlicher aerologischer Aufstiege (Ballonsondierungen) während der Infrarot-Thermographie- Messflüge.

Der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein, DEKRA e.V., hat bei ausge- wählten Wetterlagen mittels kleinaerologischer Sondierungen die Schichtungs- stabilität der bodennahen Atmosphäre untersucht.

Das Landesvermessungsamt stellte für die Untersuchung ein digitales Höhenmodell zur Verfügung, was Grundlage verschiedener EDV-gestützter Kartierungen ist.

Das Stadtmessungsamt hat mit seinen Kartenvorlagen und mittels der graphischen Datenverarbeitung ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die erstellten Auswer- tungen in der Form eines Klimaatlasses veröffentlicht werden können. Auch der Druck des Klimaatlasses wurde vom Stadtmessungsamt ausgeführt.

Die Fachbeiträge der beteiligten Stellen und die dabei erzielten Arbeitsergebnisse sind Gegenstand der Abbildung 1.1. Aus dieser Darstellung geht zugleich auch die Methodik der Untersuchung hervor.

Abb. 1.1: Schaubild des Klimauntersuchungsprogramms

Schon während der Vorbereitungsphase war es als notwendig erachtet worden, das Untersuchungsgebiet sinnvoll zu erweitern und damit auch Teile außerhalb des Verbandsgebietes des Nachbarschaftsverbandes Stuttgart mit zu bearbeiten. Der Regionalverband Mittlerer Neckar hat diese Überlegungen unterstützt und sich auch finanziell an der Untersuchung beteiligt, so dass sich die vorliegende Klimaunter- suchung auf die Gemarkungsflächen der im folgenden in alphabetischer Reihenfolge genannten Gemeinden und Städte bezieht:


Im Nachbarschaftsverband Stuttgart:

Aichwald, Asperg, Böblingen, Denkendorf, Ditzingen, Esslingen a. N., Fellbach, Filderstadt, Gerlingen, Kernen i.R., Korb, Korntal-Münchingen, Kornwestheim, Leinfelden-Echterdingen, Leonberg, Ludwigsburg, Magstadt, Möglingen, Neuhausen a. d. F., Ostfildern, Remseck a. N., Renningen, Rutesheim, Schönaich, Sindelfingen, Stuttgart, Waiblingen, Weinstadt


Außerhalb des NBV:

Aichtal, Aidlingen, Affalterbach, Altbach, Baltmannsweiler (teilweise), Benningen, Besigheim (teilweise), Bietigheim-Bissingen, Burgstetten (teilweise), Deizisau, Eberdingen, Ehningen (teilweise), Erdmannhausen, Freiberg a. N., Grafenau, Heimsheim (teilweise), Hemmingen, Hessigheim (teilweise), Höpfigheim (zu Steinheim), Holzgerlingen (teilweise), Ingersheim, Kirchheim u. Teck, Kön-gen (teilweise), Leutenbach, Löchgau (teilweise), Marbach a. N., Markgröningen, Mundelsheim (teilweise), Murr (teilweise), Neckartailfingen (teilweise), Oberboihingen, Pleidelsheim, Plochingen, Remshalden, Rielingshausen (teilweise), Sachsenheim (teilweise), Schwaikheim, Schwieberdingen, Steinenbronn, Tamm, Unterensingen, Waldenbuch, Weil der Stadt (teilweise), Weil im Schönbuch (teilweise), Weissach, Wendlingen, Wernau, Winnenden (teilweise), Wolfschlugen


 
 

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